Nachdem ich nun schon seit April 2021 ein Synkino besitze und auf Herz und Nieren ausgiebig getestet habe, ist es wohl an der Zeit, auch mal einen Beitrag darüber zu schreiben.

Allerdings erhaltet ihr keinen „reinen“ Testbericht, sondern vielmehr Tipps & Tricks im Umgang mit diesem Gerät und eine von mir verfasste, umfangreiche Bedienungsanleitung am Ende dieser Seite zum Download.

Eines muss aber direkt am Anfang loswerden: ich liebe das Synkino!!!!!! Und natürlich will ich es in meinem Projektionsalltag auch nicht mehr missen!

Synkino - Draufsicht
Draufsicht auf das Synkino
unten: 8 „Augen“
(Foto: Friedemann Wachsmuth)

Was ist Synkino?

In Kürze: ein digitaler Player, der seine Wiedergabe an die Geschwindigkeit des (impulsgebenden) Projektors anpasst. Wer es detaillierter wissen möchte, kann es gerne bei filmkorn.org nachlesen.

Was kostet es?

Synkino ist ein Open Source-/Do it yourself-Projekt, das von Friedemann Wachsmuth entwickelt wurde. Von daher ist die Bauanleitung, die ihr auf filmkorn.org findet, kostenlos. Ihr müsst euch allerdings die Bauteile selbst besorgen.

Da es Synkino grundsätzlich nicht als fertiges Produkt gibt, sind umfangreiche Lötkenntnisse Voraussetzung. Wer diese nicht besitzt und auch keinen kennt, der diese hat, sollte besser die Finger davon lassen. Ein genaues Arbeiten nach den Anleitungen für Bau und Programmierung ist für den erfolgreichen Abschluss notwendig. Lasst euch auch von der Größe auf dem Foto nicht irritieren! Wir reden hier von einer Platine mit den Maßen 9,0 x 6,5 cm.

Allerdings bietet Friedemann Wachsmuth auch 3 „Pakete“ an, solange sein Vorrat an Teilen reicht. Diese liegen zwischen 99 Euro (nur die Bauteile, alles zusammenbauen und löten muss man selbst) und 299 Euro (betriebsfertig).

Er hat nur noch eine stark limitierte Anzahl an fertigen Synkino-Modulen verfügbar. (Stand: 05/2021)

Was sind die Vorteile?

Mit Synkino kann nahezu jeder Projektor (auch 16mm-Projektoren !!!) in ein masterfähiges Gerät verwandelt werden. Somit könnt ihr mit einem Mono-Projektor vollen Stereo-Sound (oder mehr) aus euren Boxen tönen lassen.

Ich benutze es vornehmlich an meinen Bauer P7/P8 16mm-Projektoren, aber auch am Bauer T520, also der Super8-Studioklasse. An letzterem dann, wenn ich im Gartenkino etwas schaue und zu faul bin, den Elmo GS-1200 samt Notebook raus zu schleppen.

Gerade im 16mm-Bereich ist ja „nur“ eine Mono-Wiedergabe möglich. Da mir das aber, wie ihr alle wisst, nicht reicht, ist Synkino genau das Richtige, um dieses „Manko“ aus der Welt zu schaffen.

Dazu kommt, dass es damit auch egal ist, in welcher Sprache der Film vorliegt, denn ich kann ohne Probleme die deutsche Tonspur zuspielen. Und die 7.000 Hz-Grenze bei Lichtton stört auch nicht mehr, weil der komplette Frequenzbereich wiedergegeben wird.

Selbstverständlich könnt ihr damit auch den Ton zu euren selbstgedrehten Filmen synchron zuspielen oder nachvertonen.

Wie funktioniert es?

Das Gerät ist mit 2 „Augen“ ausgestattet: einem Start- und einem Impulsauge. Ersteres startet die Wiedergabe von Synkino nach dem Ende des (weißen) Vorspanns.

Startauge von Synkino an einem Bauer T610
Mögliche Position des Startauges an einem Bauer T610

Das Impulsauge sorgt dafür, dass sich die Wiedergabe an die tatsächliche Geschwindigkeit des Projektors anpasst.

Um dies zu realisieren, braucht euer Projektor nur ein sich bewegendes Teil, mit dem eine eindeutige Bild- bzw. Impulszuordnung möglich ist. Dies kann beispielsweise auch ein Handrad für Einzelbildtransport sein, auf das man 2 weiße Striche aufmalt oder ein Stück Klebeband darüber klebt. Somit bekommt Synkino bei diesem Beispiel pro Bild 2 Impulse, was in dessen Menü entsprechend eingestellt werden muss.

Impulsauge am Handrad eines Bauer T610
Impulsauge am Handrad eines Bauer T610

16mm-Filme haben ja meistens keinen weißen Vorspann, sondern z.B. grünes, transparentes Startband. Dies kann das Startauge durchaus auch mal durcheinander bringen, was aber kein Problem ist, da man Synkino auch manuell zum Starten bringen kann, sobald der Projektor losläuft.

Die Dateien für die Wiedergabe liegen auf einer SD-Karte im OGG-Format. Ich habe beispielsweise eine 32 GB-Karte drin, die – trotz meiner doch recht umfangreichen Sammlung – gerade mal zu einem Viertel bespielt ist. Diese Kartengröße ist allerdings auch das Maximum, das Synkino händeln kann.

Sobald das Impulsauge eine Abweichung oder Schwankung der Soll-Projektorgeschwindigkeit entdeckt, passt es seine Wiedergabe entsprechend an das Tempo an.
Hinweis für Sound-Perfektionisten: die Anpassung erfolgt nicht mit Beibehaltung der Tonhöhe.

Wie kann ich die Audio-Dateien für Synkino herstellen?

In meiner achtteiligen Beitragsreihe „Nachvertonung und Synchronisation“ beschreibe ich am Beispiel von Komplettfassungen Schritt für Schritt, wie man die entsprechenden Dateien auch für Synkino erstellt.

Geschrieben klingt es komplizierter, als es tatsächlich ist. Also keine Angst davor haben oder abschrecken lassen!

Mehrkanal-Wiedergabe

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, ist es durchaus möglich, eine Mehrkanal-Wiedergabe, also Dolby Stereo, 4.0 oder 5.1, zu realisieren. Voraussetzung ist natürlich, dass das Ursprungsmaterial entsprechend vorliegt.

Das Gerät verfügt ja „nur“ über einen Stereo-Ausgang und kann (eigentlich) auch nur Stereo-Dateien abspielen. Es ist zwar möglich, auch OGG-Dateien in 4.0 oder 5.1 herzustellen, aber diese kann Synkino nicht wiedergeben. Sie laufen zwar, aber es kommt nix aus den Boxen.

Sofern ihr jedoch über einen Verstärker verfügt, der einen Dolby Pro Logic II-Modus hat, so können von ihm auch Stereo-Signale in 5.1 umgesetzt werden.

Wenn ihr eure Dateien dann noch wie hier beschrieben konvertiert habt, so sind die Signale der Surround-Kanäle (Rear) phasengedreht in das Stereo-Signal mit eingerechnet. Auf einem Stereo-Verstärker führt dies zu keiner Veränderung der Wiedergabe, aber ein Dolby Digital-Amp erkennt dadurch genau, was nach hinten und was nach vorne gehört.

Problemstellung Langspieleinheiten

Langspieleinheiten verändern, je nach Modell, oftmals den Winkel bzw. die Position des Films beim Einlauf in den Projektor, wodurch z.B. bei der Bauer Studioklasse die gezeigte Position des Startauges nicht mehr funktioniert. Hinzu kommt noch, dass man – mangels Menge – ja auch nicht jeden Projektor mit 2 Augen ausstatten kann bzw. möchte.

Langspieleinheit XXL (Gesamtansicht mit Projektor und Anamorphot)
Langspieleinheit XXL (Gesamtansicht mit Projektor und Anamorphot) – allerdings fehlt noch die Umlenkrolle vor der Aufwickelspule

Wohlgemerkt kommen Langspieleinheiten vornehmlich bei Komplettfassungen von Spielfilmen zum Einsatz. Denen ist meist ein Einzähler oder etwas ähnlich Langes vor dem eigentlichen Filmbeginn vorgeschaltet.

Ich habe mich daher bei meiner Langspieleinheit für folgende Lösung entschieden:

Das Startauge wird am Filmauslauf positioniert, denn dort ist bei mir der Winkel aufgrund einer direkt folgenden Umlenkrolle immer gleich. Sofern ihr eure Langspieleinheit mit mehreren Projektoren betreibt, so solltet ihr eine Position an der Einheit selbst wählen. Bei mir ist die Alternative die eben erwähnte Umlenkrolle.

Startauge an meiner Langspieleinheit XXL
Startauge an meiner Langspieleinheit XXL

Jedoch benötigen wir an dieser Startaugen-Position keine Startverzögerung des Synkino, sondern eigentlich das Gegenteil.

Wie das genau funktioniert, könnt ihr meiner Bedienungsanleitung entnehmen, in der es ein eigenes Kapitel hierüber gibt.

Problemkind Elmo ST-1200 (auch D und HD)

Da das Handrad des Elmo ST-1200 nicht auf einer Welle sitzt, läuft es dementsprechend auch nicht mit. Daher kann es nicht für das Impulsauge benutzt werden. Allerdings verfügt der ST über einen serienmäßigen Reed-Kontakt an der Front des Projektors (3,5mm Klinke). Dieser liefert 1 Impuls pro Bild, benötigt aber eine „externe“ Stromspeisung von 1,5V von außen.

3,5mm-Klinke-Anschluss des Reed-Kontaktes beim Elmo ST-1200
Der Anschluss des Reed-Kontaktes beim Elmo ST-1200 (hier: HD-Modell)

Friedemann und ich arbeiten da gerade an einer Lösung. Sobald diese verfügbar ist, werdet ihr hier einen entsprechenden Hinweis und die Vorgehensweise in der Bedienungsanleitung finden.

Sofern ihr euch aber nicht scheut, ein wenig an eurem Projektor zu basteln, kann das Impulsauge durchaus im Inneren einen Platz finden und beispielsweise an der Flügelblende installiert werden. Ich für meinen Teil warte aber lieber auf die erstgenannte Lösung. 🙂

Bekannte Probleme beim Synkino

Auch wenn ich dieses Thema nicht gerne anspreche, muss ich doch zugeben, dass das Gerät das ein oder andere kleine Problemchen hat. Allerdings sind sie so marginal, dass man sich durchaus daran gewöhnen kann. Darüber hinaus sind Friedemann und ich auch schon an der Lösung dran.

Der 30-/40-Minuten-Sprung

Alle 30-40 Minuten verliert Synkino kurz die Synchronisation und springt – aus welchen Gründen auch immer – 2-3 Sekunden nach vorne, bremst aber sofort wieder ab.

Dies sorgt natürlich dafür, dass die Wiedergabe für etwa 5-15 Sekunden ganz tief klingt. Also so, als wenn man eine (Vinyl-)Single auf 33 abspielt.

Wenn der Projektor die übersprungenen Frames aufgeholt hat, ist wieder alles in Ordnung, bis das nächste Mal dieses Zeitfenster erreicht wird. Man braucht auch gar nicht manuell einzugreifen. Synkino kriegt das selbstständig wieder hin.

Ein genauer Zeitpunkt ist jedoch nicht definierbar, noch nicht mal beim gleichen Film – nur der bereits genannte Zeitraum.

Absolute Stille am Anfang der Datei

Mit absoluter Stille am Anfang einer Tondatei hat das Gerät auch so seine Probleme, wenn sie länger als 1-2 Sekunden dauert. Ich löse das Problem dadurch, dass ich in dieses „Loch“ ein Uhrticken mit einem Pegel von -30 dB reinmische. Ein leises Rauschen funktioniert natürlich auch.

Fazit

Auch wenn der Preis für ein fertiges Synkino mit 299 Euro erstmal hoch erscheint, habe ich diese Investition noch keine Sekunde bereut. Denkt aber auch mal daran, wieviel Stunden Arbeit das Löten ist!

Natürlich ist auch die Erstellung der Dateien erstmal ein Haufen Arbeit, aber die macht man pro Film ja nur einmal.

Sieht man von dem Sprung-Problem ab, an das man sich aber durchaus gewöhnen kann, so hat man eine wirklich zuverlässig funktionierende, digitale Zweibandmöglichkeit. Ich habe schon jede Menge Komplettfassungen damit laufen lassen und noch nie hat mich das Gerät im Stich gelassen.

Wenn man erstmal den Dreh raus hat, ist es wirklich einfach.

Weitere interessante Beiträge für Synkino:

Downloads:

Hier findet ihr die von mir geschriebene Bedienungsanleitung für Synkino als PDF-Datei zum Download. Falls ihr Fragen habt, beachtet bitte, dass ich „nur“ der Autor und nicht der Entwickler bin! Ich kenne mich zwar gut im Umgang mit dem Gerät aus, aber bei technischen Fragen/Problemen bin ich meistens raus. 🙂