Im heutigen Teil befasse ich mich ausschließlich mit dem Verfahren für die Wiedergabe für Projektoren ohne Synchronmöglichkeit. Dies realisieren wir mit der DJ-Software „VirtualDJ“. Erwartet aber bitte nicht, dass das auf Anhieb funktioniert. Ein bisschen Übung und Fingerspitzengefühl braucht man dafür schon.
Beitragsreihe „Nachvertonung / Synchronisation“:
- 1. Teil: Einführung und benötigte Hard- und Software
- 2. Teil: Vorbereitung der DVD-/BluRay-Dateien
- 3. Teil: Umwandlung der AC3-Dateien
- 4. Teil: Das Abfilmen (inkl. Einrichtung der Software)
- 5. Teil: Vorbereitung Videoschnitt für DVD und BluRay
- 6. Teil: Der Videoschnitt
- 7. Teil: Nachvertonung / Synchronisation ohne echte Synchronmöglichkeit (diese Seite)
- 8. Teil: Videoschnitt für Synkino umwandeln
Warum VirtualDJ?
Da Adobe Premiere keine Geschwindigkeitskorrekturen während der Wiedergabe ermöglicht, muss die eigentliche Wiedergabe bei der Vorführung mit einer anderen Software erfolgen. Hinzu kommt, dass der Algorithmus von Premiere zur generellen Tempokorrektur der Tonspuren („Pitch“) nicht der Brüller ist.
Daher fiel meine Wahl auf VirtualDJ, welches ich durch die jahrelange Nutzung als Event-DJ sehr gut kenne. Gerade im Bereich der genannten Korrekturen bietet sie unheimlich viele Möglichkeiten und einen hervorragenden Algorithmus.
Des Weiteren sind leichte Korrekturen während der Wiedergabe, das sogenannte „Bending“, unhörbar möglich. Hierbei wird kurzzeitig der Pitch um einen definierten Prozentwert (in unserem Fall 2 oder 5%) reduziert bzw. erhöht. Dies werden wir mit den Cursortasten hoch und runter realisieren, womit das Bending nur während des Drückens aktiviert wird.
VirtualDJ bietet außerdem die Möglichkeit, sein „Verhalten“ per anpassbarem Skript („Mapping“) zu steuern, was für uns ebenfalls sehr wichtig ist.
Durch geschicktes Routing und Mapping ist es möglich, das eigentlich nur für eine Stereo-Wiedergabe ausgelegten Programm, für Kanalanzahlen bis hin zu 5.1 für unsere Nachvertonung/Synchronisierung zu nutzen. Denkt hierbei aber an die Hinweise aus Teil 3.
Vorbereitungen für die Wiedergabe
Da wir ja vermutlich einiges an Schnitten, Aktwechsel usw. in Adobe Premiere durchgeführt haben, können wir ja nicht die originalen Digitaldateien für die Wiedergabe verwenden. Daher müssen wir unseren Videoschnitt für VDJ exportieren, was allerdings auch einige Zeit in Anspruch nimmt. Dennoch macht ihr diese Arbeit pro Film ja nur einmal 🙂
Vorbereitungen für den Export in Adobe Premiere
Sucht euch zunächst aus euren zuvor kopierten Sequenzen das Kanalformat und die Sprache heraus, die ihr für VirtualDJ verwenden möchtet.
Natürlich ist das Vorgehen für Stereo am einfachsten, denn diese Sequenzen (z.B. bei Akten) braucht ihr tatsächlich „nur“ 1:1 zu exportieren. Demgegenüber ist es ab 4.0 etwas aufwändiger. Von daher werde ich das Verfahren damit zeigen, aber auch bei Bedarf auf den Export von 5.1 eingehen. Grundlage wird also meine deutsche 4.0-Sequenz des ersten Aktes von „Stirb langsam“ sein.
Für den Anfang macht euch von der gewählten Sequenz zwei Kopien. Eine nennt ihr „Stirb langsam VDJ Deutsch 40 Front Akt 1″ (ohne Punkt zwischen 4 und 0!!!) und die andere „Stirb langsam VDJ Deutsch 40 Rear Akt 1″. Im Fall von 5.1 ist noch eine weitere Sequenzkopie notwendig, die ihr beispielsweise „“Stirb langsam VDJ Deutsch 51 Center und Subwoofer Akt 1″ nennen könnt. Klar, dass ihr die vorherigen auch mit 51 benennt 🙂
Danach löscht bei der Front-Sequenz die Rear-Spuren und demzufolge in der Rear-Sequenz die Front-Spuren. Die Vorgehensweise für 5.1 ist natürlich auf die Mehrspuren entsprechend.
Export für VirtualDJ ausführen
Öffnet nun über das Menü „File“ und „Export“ den Punkt „Media“ oder benutzt den Shortcut Strg+M.
Wählt dort zunächst unter „Format“ „MPEG2“ und als Preset „PAL DV High Quality“ – kennt ihr ja schon 🙂
Dieses Mal lassen wir aber den Haken bei „Export Audio“ gesetzt. Im Register „Video“ müsst ihr natürlich die Framerate kontrollieren, damit diese mit der eurer digitalen Quelle (in meinem Fall die BluRay) identisch ist.
Auch hier setzen wir die „Bitrate Settings“ auf „CBR“ mit dem Wert „2“.
Nun wechseln wir in das Register „Audio“. Die „Audio Format Settings“ setzen wir auf „Dolby Digital“ (linkes Bild), scrollt dann nach unten zu den „Bitrate Settings“ und setzt diese auf 448 (rechtes Bild).
Adobe Premiere ist beim direkten Export etwas zickig. Daher schicken wie diesen über den Button „Queue“ in die Warteschlange des Media Encoders. Wie man dort die Umwandlung startet, wisst ihr ja schon.
Verfahrt sowohl mit der Rear-Sequenz, als auch mit den weiteren Akten genauso. Sobald die Exporte abgeschlossen sind, könnt ihr Premiere schließen und VDJ öffnen.
Einstellungen von VirtualDJ
Das Anmeldefenster, welches nach dem Öffnen erscheint, ist nur dann relevant, sofern ihr eine kostenpflichtige Version gekauft habt. Ansonsten könnt ihr es einfach schließen. Da ich die Pro-Version besitze, kann ich euch auch alle Funktionen zeigen. Wie gesagt, könnten manche Dinge Dinge in der kostenlosen Version eingeschränkt sein, wie z.B. meine externe Mehrkanal-Soundkarte.
Nichtsdestotrotz klickt zunächst rechts oben auf das Zahnrad, um die Einstellungen zu öffnen.
Klickt nun auf der linken Seite auf den Button „Optionen“, gebt oben in das Suchfeld das Wort „math“ ein und setzt den Wert bei „mathEngine“ auf „Disabled“. Nein – das hat nichts mit Mathe zu tun. 🙂 Wir reduzieren lediglich die Prozessorlast.
Audio-Einstellungen
Jetzt ist es Zeit für das Output-Routing von VDJ. Dieses für die unterschiedlichen Kanalformate zu erklären, wäre etwas zu aufwändig. Daher klickt einfach auf das für euch geltende Bild.
Wenn ihr die Einstellungen gemacht habt, müsst ihr nur noch auf „Anwenden“ klicken.
Mapping von VirtualDJ anpassen
In VirtualDJ kann man unglaublich viel anpassen – auch das Verhalten von Tasten bzw. welche Funktion sie auslösen. Klickt hierzu auf den Button „Mapping“, dort auf „Keyboard“ und kontrolliert, ob dieses auf „factory default“ steht.
Dieses Mal zeige ich die „großen“ Einstellungen für Dolby 5.1 und es kann nicht schaden, wenn ihr sie auch so in euer Mapping übernehmt. Solange die anderen Decks nicht geladen sind, passiert auch nichts. Andernfalls schaltet einfach auf das Default-Mapping, das nicht gelöscht wird, zurück.
Die Änderung der Befehle auf den Tasten ist eigentlich ganz einfach. Entweder wählt ihr sie in der linken Leiste aus, oder klickt in das Feld „Key“ und betätigt die gewünschte Taste(nkombination). Danach markiert ihr, sofern vorhanden, den Eintrag im Feld „Action“ und ersetzt ihn. Ab der Änderung ändert sich rechs oben der Eintrag in „Benutzerdefiniertes Mapping“.
Zum Abspeichern markiert erst den Eintrag, vergebt einen Namen und klickt anschließend auf das Disketten-Symbol rechts daneben.
Mapping-Tabelle
In der nachfolgende Tabelle seht ihr die Tasten bzw. Tastenkombinationen, die ihr durch die genannten Befehle ersetzen müsst. Für 4.0 lasst einfach alles weg, was mit „& Deck3…“ beginnt. Wenn ihr „nur“ Stereo (evtl. in Surround2 kodiert) usw. verwendet, müsst ihr die Tasten/Kombis (mit Ausnahme von „Space“) auch bei euch ändern, aber es genügt der „einfache“ Befehl, z.B. bei „Space“ bleibt „play_pause“.
Taste/ Tastenkombi | Befehl |
---|---|
Space | deck 1 play_pause & deck 2 play_pause & deck 3 play_pause |
Cursor nach unten (Down) | deck 1 pitch_bend -2% while_pressed & deck 2 pitch_bend -2% while_pressed & deck 3 pitch_bend -2% while_pressed |
Cursor nach oben (Up) | deck 1 pitch_bend +2% while_pressed & deck 2 pitch_bend +2% while_pressed & & deck 3 pitch_bend +2% while_pressed |
Bild nach unten (Page down) | deck 1 pitch -0.002 & deck 2 pitch -0.002 & deck 3 pitch -0.002 |
Bild nach oben (Page up) | deck 1 pitch +0.002 & deck 2 pitch +0.002 & deck 3 pitch +0.002 |
Shift + Bild nach unten | deck 1 pitch -0.01 & deck 2 pitch -0.01 & deck 3 pitch -0.01 |
Shift + Bild nach oben | deck 1 pitch +0.01 & deck 2 pitch +0.01 & deck 3 pitch +0.01 |
Shift + Cursor nach unten | deck 1 pitch_bend -5% while_pressed & deck 2 pitch_bend -5% while_pressed & deck 3 pitch_bend -5% while_pressed |
Shift + Cursor nach oben | deck 1 pitch_bend +5% while_pressed & deck 2 pitch_bend +5% while_pressed & deck 3 pitch_bend +5% while_pressed |
Und was hab ich jetzt gemacht bzw. eingestellt?
Klar, dass jetzt die Frage auftaucht, was ihr da eigentlich eingestellt habt. Daher hier eine kurze Erklärung.
Space startet bzw. pausiert die Wiedergabe aller 3 Player gleichzeitig. Die Erklärung, warum 3 Player, folgt weiter unten.
Blld nach oben/Bild nach unten verändert den generellen, konstanten Pitchwert aller 3 Player gleichzeitig um ca. 0,1%.
Shift + Blld nach oben/Shift + Bild nach unten verändert den generellen, konstanten Pitchwert aller 3 Player gleichzeitig um ca. 0,5%.
Cursor nach oben/Cursor nach unten – solange die jeweiligen Tasten gedrückt werden, erfolgt eine zusätzliche Erhöhung bzw. Verringerung um 2%, um eine auftretende Asynchronität unhörbar während der Wiedergabe auszugleichen („Bending“).
Shift+Cursor nach oben/ Shift + Cursor nach unten – wie vor, aber mit 5%.
Anschließend könnt ihr die Einstellungen verlassen.
Für die 5.1-Wiedergabe einen dritten Player sichtbar machen
Nur im Fall der 5.1-Wiedergabe wird ein dritter Player benötigt, weil ihr ja oben auch 3 Exporte gemacht habt. Demzufolge muss die Ansicht auf 4 Decks gewechselt werden.
Dies geschieht dadurch, dass ihr den Dropdown von „Layout“ links oben aufklappt, erst „Pro“ und dann „4 Decks“ auswählt.
Synchronisation mit VirtualDJ
Damit der Ton während der Vorführung so synchron wie möglich läuft, solltet ihr euer Notebook bzw. die Tastatur eures PCs in greifbarer Nähe haben, um eventuelle Korrekturen direkt und „on the fly“ machen zu können.
Als Erstes müssen wir natürlich die Player laden, was nach Länge des Films durchaus mal 1-2 Minuten dauern kann. Eure Dateien findet ihr links unten unter „Lokaler Musik“.
Unsere Front-Datei zieht ihr in den linken Player, die Rear-Datei in den rechten. Bei 5.1 muss Center/Subwoofer in Player 3, der unter dem ersten liegt. Im Hintergrund öffnet sich außerdem ein Videofenster.
Das Hauptfenster schalten wir nun durch einen Klick auf den Button auf „Video“ um. Kontrolliert, ob sich der Crossfader genau in der Mitte befindet. Wenn ihr bei den Vorarbeiten alles richtig gemacht habt, solltet ihr nun euer 2. Startbild sehen.
Den Pitch stellt ihr nun mit (Shift &) Bild auf- und/oder Bild ab-Tasten auf den notierten genauen Tempowert aus Premiere ein. Macht dies nicht über die Schieberegler, denn alle Player müssen genau den gleichen Wert besitzen! Der Wert aus meinem Beispiel von Teil 6 wäre +11,39%.
Es geht los…
Der Film in eurem Projektor steht jetzt also irgendwo vor dem Startbild, welches ihr in VDJ seht. Bestenfalls natürlich auf eurem 1. Startbild. Startet nun zuerst den Projektor. Mit dem Auftauchen eures 2. Startbildes drückt ihr parallel dazu auf die Space-Taste, um die Wiedergabe in VirtualDJ zu starten.
Durch die Vorschaufenster könnt ihr sehen, ob die (Bild-)Schnitte eures Tons parallel zu eurer Leinwand sind. Ist dies nicht der Fall, so gleicht ihr leichte Differenzen mit den Cursor-Tasten nach oben oder unten aus. Sind sie etwas größer, so drückt zusätzlich Shift. Haltet die Cursor-Tasten aber nur so lange gedrückt, wie Differenzen auftreten.
Wenn ihr merkt, dass ihr ständig in eine Richtung am korrigieren seid, verändert den Pitch entsprechend vorsichtig noch oben oder unten in 0,1%-Schritten.
Und jetzt: viel Spaß und ein tolles Sounderlebnis bei euren Vorführungen!!!
Alternative Einstellungen, damit VDJ kostenlos bleibt
Da ich keine interne 5.1-Soundkarte habe, weiß ich nicht genau, ob mein Routing für die kostenlose Version von VirtualDJ genau so funktioniert. Sicherheitshalber stelle ich euch noch eine Alternative vor, wie ihr zumindest eine 4.0-Ausgabe mit der kostenlosen Version realisieren könnt.
Das Audio-Routing entspricht dem der 2.0-Wiedergabe.
Jetzt verbindet ihr die Ausgänge 1&2 eurer internen Soundkarte mit dem Front-Eingang und 3&4 mit dem Rear-Eingang eures Verstärkers.
Das Laden der Player erfolgt auf jeden Fall schon mal wie oben.
Bevor ihr aber die Wiedergabe startet, wechselt kurz ins Register „Audio“, schiebt den Crossfader nach links und aktiviert den Kopfhörer für Player 2 (rechts), dass das Icon rot markiert ist.
Ansonsten geht es wie oben im Video-Register weiter.