Dies ist eine Frage, die ich mir zu Beginn meiner „Sammlerleidenschaft“ ebenfalls gestellt habe und auch immer wieder gefragt werde. Um die Herkunft des Begriffs „Akte“ für die Filmteile zu erklären, müssen wir uns ein paar Jahrzehnte zurück in die Welt des 35mm-Kinofilms begeben.

Grundsätzlich kommt die Bezeichnung „Akte“, wie ihr bestimmt schon vermutet habt, aus dem Theaterbereich und wurde auch für Kinofilme übernommen.

Die Aufteilung des Gesamtfilms in mehrere Akte entstand aber nicht nur wegen des besseren Transports. Vielmehr wurden bei den damaligen Kinoprojektoren Kohle-Bogenlampen benutzt, deren Kohlen eine auf rund 45 Minuten begrenzte Brenndauer hatten, währenddessen nachgeschoben und anschließend ausgetauscht werden mussten. Ja – damals hatte der Filmvorführer noch richtig viel zu tun während der Vorstellung!

Aus diesem Grund hatte man bei 35mm-Filmen die Akte auf rund 600 Meter begrenzt, was etwa 20 Minuten Laufzeit entsprach. Wenn man nun die Bildgröße von 35mm in Relation zu Super 8 setzt, erklärt dies „unsere“ oft übliche Aktlänge von 120m.

Der Überblendbetrieb

Bevor Ende der 1960er der Tellerbetrieb (siehe unten) Einzug in die Kinos hielt, waren die Kapazitäten der Projektoren noch stark beschränkt. Um eine unterbrechungsfreie Vorführung durchzuführen, musste am jeweiligen Aktende von einem auf den anderen Projektor „überblendet“ werden.

Da ein Filmvorführer kein Hellseher ist, mussten Hilfsmittel her, um Anfang und Ende der Akte kenntlich zu machen sowie „Starthilfen“ zu geben. Daher wurde jeder Akt vorne und hinten mit einem farbigen Schutzfilm, der sogenannten Allonge, gekennzeichnet.

Bei 35mm hat sich – laut Wikipedia – folgender Farbcode standardisiert:

  • 1. Akt Anfang: rot, Ende: rot gestreift
  • 2. Akt Anfang: blau, Ende: blau gestreift
  • 3. Akt Anfang: grün, Ende: grün gestreift
  • 4. Akt Anfang: gelb, Ende: gelb gestreift
  • 5. Akt Anfang: violett, Ende: violett gestreift
  • 6. Akt Anfang: weiß, Ende: weiß gestreift
  • ab dem 7. Akt (wenn vorhanden): Blankfilm beschriftet

Somit war es möglich, auch zu identifizieren, ob es sich um den Anfang oder das Ende eines Aktes handelte und dieser gegebenenfalls zurückgespult werden musste.

Auch bei Super 8 findet sich für die Allongen oftmals folgendes System:
Anfang: grün und Ende: rot.

Nach der Allonge folgt dann fürgewöhnlich das Startband, ein Schwarz- bzw. Blankfilm, auf dem auch der Einzähler mit genau definierter Länge zu finden ist. Dieses diente zum einen für eine genaue Startposition des 2. Projektors zur Überblendung und zum anderen, damit die Schwungmasse bis zur Blende ausreichend beschleunigt wurde und somit der Ton nicht leiert oder verzerrt.

Der Einzähler endet übrigens immer mit der 2 – also 2 Sekunden vor dem ersten „richtigen“ Bild des Aktes.

Am Ende der Akte finden sich innerhalb des Bildes ebenfalls Überblendzeichen unterschiedlicher Art. Dennoch ist die genaue Zeit und Position klar definiert. Je nachdem, welche Einzählerlänge gewählt wurde (z.B. 11, 10 oder (meistens) 8 Sekunden), erscheint zur entsprechenden Zeit vor dem letzten Bild in der rechten oberen Ecke des Bildes ein „Achtungszeichen“, damit der Vorführer den 2. Projektor startet und 1 Sekunde vor Aktende ein „Überblendzeichen“. Jetzt schaltet der Vorführer den Ton um, öffnet die Bildklappe des 2. Projektors und schließt die des ersten.

Der Tellerbetrieb

Mit dem Aufkommen besserer Lichtsysteme konnte auch die Projektionsdauer verlängert werden, womit ein kompletter Film „am Stück“ gezeigt werden könnte, was aber aufgrund der begrenzten Spulenkapazität der Projektoren meist nicht möglich war.

Ende der 1960er / Anfang der 1970er fand der sogenannte Tellerbetrieb Einzug in die deutschen Kinos – übrigens eine deutsche Erfindung.

Diese Anlage ermöglichte nun eine pausenlose Wiedergabe des (bis auf wenige Ausnahmen) kompletten Films mit nur einem Projektor. Sie bestand aus mindestens zwei waagrechten ca. 1,5m großen Tellern. Auf einem wurde der Film von der Mitte heraus ab- und auf dem anderen nach der Projektion wieder aufgewickelt. Über ein Rädersystem, das oft durch den halben Raum ging, wurde der Film zu und von dem Projektor transportiert.

Bei 3 Tellern konnte auf einem schon ein zweiter Film liegen und ab 4 war eine Versorgung von 2 Projektoren möglich, was für Filme mit Überlänge praktisch war.

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